Insolvenz Wozabal: Hintergründe und Lernerfahrungen
(geschrieben im März 2019)
Ich kann darüber ein Buch schreiben und somit möchte ich mich im Blog auf die wesentlichen Punkte konzentrieren. Mit der Zeit gewinnt man immer mehr Abstand und bekommt eine bessere Sicht auf die Dinge.
Jetzt 2 Jahre danach habe ich die Krise weitestgehend persönlich verarbeitet und sehe nach vorne. Ich schließe aber nicht aus, dass ich in 3-5 Jahren ein noch besseres Bild bekommen werde.
Ich werde immer wieder auf die Ursachen angesprochen. Im Detail ist es sehr komplex, im Großen und Ganzen wieder etwas einfacher.
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Das Unternehmen ist ein Spiegel des Unternehmers ...
Am liebsten würde ich gerne den Banken oder anderen die Schuld geben ...
...aber ich bin selbst verantwortlich.
Ja, ich war in vielen Punkte extrem erfolgreich und wir haben viel vollbracht.
Letztendlich waren es aber einige wenige persönliche Fehler, die das Unternehmen in die Insolvenz brachten.
Vielleicht mag es auch in der Familie liegen. Mein Vater war im Jahr 1978 auch schon fast über dem Jordan.
Wir waren immer sehr passioniert und waren immer sehr innovativ ...
... und immer schon zu kurzfristig finanziert.
Vermeintliches eigenes Finanzierungs-Know-how ...
- zu wenig Augenmerk auf eine langfristige Finanzierungsstruktur
- zu viele Banken, zu wenig Struktur in den Verträgen
- zu komplexe Firmenstruktur
Ein guter Sparring Partner in der Finanzierung und ich hätte die Problematik erkannt und alles wäre anders gekommen.
Ich hatte letztes Jahr auch andere Unternehmer beraten, die die gleiche Selbstüberschätzung hatten. Offensichtlich bin ich hier kein Einzelfall.
Nicht Nein gesagt zum Wachstum ...
"Geht nicht, gibt´s nicht!" - dies war einer meiner Sprüche.
Es war immer unser Ziel, am Markt erfolgreich zu sein. Wenn der Preis stimmte und der Kunde ins Konzept passte, haben wir immer versucht diesen Kunden zu bekommen.
Durch die Ausrichtung des Unternehmens auf Geschäftsfelder und somit noch mehr Kundenorientierung sowie einer sehr konsequenten Strategiearbeit hatten wir dann allerdings zu viel Wachstum.
In nur 6 Monaten mussten wir 10 Millionen Euro Jahresumsatz an Kunden erstausliefern! Und dies auch zu guten Preisen (mit einer Ausnahme).
Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach noch nicht reif genug, zu solchen Chancen nein zu sagen.
Banken spannen den Schirm auf, wenn die Sonne scheint ...
Leider hatte ich die Entwicklung im Bankensektor völlig übersehen.
Bis vor 15 Jahren hatten wir stabile Hausbanken mit langjährigen Ansprechpartnern. Entscheidungen gingen schnell und man hatte gegenseitiges Vertrauen.
Mit Basel 1,2,3,4 hatten letztendlich die Bürokraten das Ruder übernommen.
Ich war noch eingelullt und bis 18 Monate vor der Insolvenz haben einem noch alle auf die Schulter geklopft.
2015 hatten wir über 10% Betriebsergebnis vom Umsatz und so war die Genehmigung der Finanzierung eines Großprojektes auch kein wirkliches Problem.
Alle Ansprechpartner beklatschten den Markterfolg, die Produktivitätsentwicklung und Innovationsleistung.
... und sie machen den Schirm zu, wenn es regnet.
Mit 12% Wachstum in 6 Monaten, der Einführung vieler Innovationen und Eröffnung eines neuen Werks hatten wir dann operativ massive Herausforderungen, um es nett zu formulieren.
Insgesamt war es trotzdem eine enorme Leistung, die vollbracht wurde:
- Inbetriebnahme eines neuen Werks in 5 Monaten
- Planung, Bau, Installation und Inbetriebnahme einer völlig neuen Produktion in 22 Monaten (mit einigen Weltinnovationen)
- zur gleichen Zeit 12% Umsatzwachstum
Es war einfach zu viel des Guten.
Wir hatten trotzdem eine ziemlich gute Kundenzufriedenheit und kaum Mitarbeiterfluktuation. Aber der Finanzbedarf war enorm.
Somit hatten wir die Banken verheizt.
... was kann man daraus lernen?
- externes, bankenunabhängiges Finanzierungs Know-how
- Eigenkapital-Quote im oberen Drittel der Branche
- Bessere Gestaltung des Generationswechsels
Lernerfahrung #1:
... externes, bankenunabhängiges Finanzierungs Know-how
Als Unternehmer hat man
- nicht das richtige Know-how und
- nicht den emotionalen Abstand,
um mit den Banken zu verhandeln.
Der Berater muss dann einerseits kompetent, aber auch unabhängig sein.
Besser ist allerdings, man spart sich den Berater und hat ...
Lernerfahrung #2
... eine hohe Eigenkapital-Quote!
Wahrscheinlich bin ich hier nun aufgrund meiner Erfahrungen etwas extrem.
Aber letztendlich geht nichts über eine Bilanz ohne Fremdfinanzierung.
Beispiele zeigen, dass dies in unserer Branche sehr wohl sehr gut möglich ist.
Es beginnt mit der Stärkung des Cash Flows und einer Verbesserung der Bilanz bevor man zusätzlich wächst.
Wichtig ist vor allem auch, dass das Wachstum möglichst wenig Kapital benötigt. Hört sich an wie eine Binsenweisheit, ist aber ein wichtiger Bestandteil der Philosophie des Lean Managements und die UHF Technologie kann dabei helfen.
Lernerfahrung #3 klare Gestaltung des Generations-wechsels
Die Generationsthematik ist ein eigenes Buch wert.
Mein Vater und ich hatten uns einerseits nichts geschenkt - vgl. "Wie Eisen Eisen schärft"
Andererseits hatten wir immer eine sehr gute Vater-Sohn-Beziehung und ich schätze meinen Vater noch immer.
Er konnte aber auch nicht loslassen und hat mir mit der Stiftung und seinen GmbH Anteilen in der Verlassenschaft ein ziemliches Handicap vermacht.
Mit einer klareren und einfacheren Unternehmensübergabe ohne Stiftung etc. würde es die Unternehmensgruppe Wozabal wahrscheinlich noch geben.
Mit dieser Struktur konnten wir das Unternehmen trotz 34% Cash Flow vom Umsatz (berichtigt um außergewöhnliche Beratungen) zum Zeitpunkt der Insolvenz nicht refinanzieren.
Ich gebe gerne meine Erfahrungen weiter
Dieser Blog ist sehr offen und ehrlich formuliert.
Es bringt nichts, wenn man sich gegenseitig etwas vormacht.
Ich habe jedenfalls extrem viel gelernt und gebe genau diese Lernerfahrungen auch an meine Kunden weiter.
Des weiteren bringt Mag. Manfred Schauberger ein sehr fundiertes und unabhängiges Finanzierungs-Know-how ein. In der Zwischenzeit kenne ich hier meine Grenzen ...
Gerne unterstützen wir Sie bei Ihren nächsten Schritten in die Zukunft.
Vorbeugen ist besser als Nachsehen.
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Als Unternehmer ist man oft alleine mit seinen Entscheidungen.
In einem Telefontermin können wir sehen, ob und wie wir zusammenarbeiten können.
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