Aus Fehlern lernen!
Die Wozabal Unternehmensgruppe war international ein Vorreiter in der Umsetzung von RFID Technologie.
Wir haben viele Lernerfahrungen – sprich Fehler – selbst gemacht. Diese Lernerfahrungen habe ich in einem separatem Blog beschrieben.
Ich schreibe diesen Blog als vormaliger Unternehmer im Wäscherei Branche und als Unternehmensberater und nicht in meiner Funktion als Vertretung für Invengo. Die Aussagen sind daher herstellerunabhängig und sollen zur besseren Anwendung der Technologie in der Branche beitragen.
Arten den Blog zu konsumieren:
- Das Video ansehen oder anhören - der Inhalt ist der gleiche wie im Blog. (VIDEO folgt noch 😉 )
- Wenn es schnell gehen soll, einfach die Überschriften scannen und die entsprechenden Empfehlungen lesen oder
- sich die Zeit nehmen und das Thema wirklich durchzudenken - dies ist meine Empfehlung, da es um wichtige strategische Entscheidungen geht.
Aktuelle Beobachtungen aus über 50 Betriebsbesuchen
In diesem Jahr habe ich über 50 Wäschereien im deutschsprachigen Raum und Europa besucht. Fast alle Unternehmer und Betriebsleiter sehen UHF RFID in der Wäscherei als zukunftsweisend. Die Umsetzung ist allerdings in vielen Fällen noch unzureichend.
Die Pädagogin Maria Montessori hat den Satz geprägt „Der Fehler mein Freund“. Jeder Fehler, den man selbst oder jemand anders gemacht hat ist eine Möglichkeit sich zu verbessern.
Also warum nicht von den Fehlern, die ich in meinem Wäscherei Unternehmen gemacht habe und den Fehlern anderer lernen?
In diesem Sinne möchte ich in diesem Blog die Fehler, die ich 2019 bei meinen Betriebsbesuchen gesehen habe aufzeigen und in einem separaten Blog meine eigenen Fehler mit RFID UHF Technologie.
... und wenn jemand anderer Meinung ist bitte ich um den Start einer Diskussion im Kommentarbereich dieses Blogs.
Nun zu den 9 Beobachtungen plus einem Bonus:
#1 Nicht zweckmässige Installation der UHF Arbeitsplätze
... insbesondere auf der reinen Seite.
Im Lean-Management ist mangelhafte Arbeitsplatzgestaltung eine der 7 Verschwendungsarten.
Dies ist in der Wäscherei von großer Bedeutung, da die Arbeitsschritte hunderte und oft tausende male pro Tag manchmal sogar pro Stunde durchgeführt werden. 1-5 Sekunden zusätzliche Arbeit pro Arbeitsschritt summieren sich dann schnell zu erheblichen Mehrkosten.
Ich habe sehr wenige Installationen gesehen, die wirklich ergonomisch sind und die Arbeit der Mitarbeiter insbesondere im Expedit erleichtern und nicht verkomplizieren.
Beispiele für mangelhafte Ausführungen sind:
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#2 Keine Überwachung der RFID Lesequalität
Oft können die Verantwortlichen nicht sofort sagen, wie hoch die aktuelle Lesequalität ist. Weiters wird oft die Lesequalität nicht ständig überwacht.
Gerade Lesestationen, die nicht an einem Arbeitsplatz sind (z.B. im Wäscheeingang) sind gefährdet mehrere Stunden nicht zu lesen, wenn z.B. die Reinigung das Kabel ausgesteckt hat.
Dies mag etwas banal klingen, aber wenn die Zuverlässigkeit des Systems nicht gewährleistet ist, dann ist die gesamte Umsetzung gefährdet!
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#3 Proprietäre RFID UHF Installationen
RFID UHF Gen2 ist ein weltweiter Standard. Grundsätzlich sollten daher die Antennen jeden Transponder lesen und beschreiben können.
Die Lesbarkeit einzelner Transponder kann allerdings etwas abweichen.
Ich habe Installationen gesehen, die extrem auf einen speziellen Transponder optimiert sind. Man legt sich dann auf einen Transponderhersteller fest.
Wenn eine Installation so stark auf einen Typ optimiert ist, kann eine etwas abweichende Anbringung der Transponder oder eine neue Generation Probleme verursachen.
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#4 Keine Umsetzung von 100% Lieferscheinqualität
Die wenigsten Betriebe nutzen RFID UHF für eine deutliche Verbesserung der Lieferscheinqualität.
Oft werden mangelhafte Gateways mit deutlich unter 100% Lesequalität eingesetzt.
Damit wird die Chance verpasst erstmalig seit 500 Jahren korrekte Lieferscheine auszuliefern. Ein Meilenstein, den sich die Kunde auch erwartet.
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#5 Kunden bestellen trotz RFID noch immer
Deutlich weniger als die Hälfte der Betriebe, die bereits UHF einsetzen, verwenden dies auch für die Bestellung. Dies ist aber ein enormes Potential.
Die Kunde ist unser größter Lieferant, wenn nun dieser Lieferant eine andere Menge bestellt als er liefert, dann muss der Betrieb enorm viel Wäsche bevorraten um halbwegs lieferfähig zu sein.
Aus der Distanz betrachtet ist unser Bestellsystem bei Mietwäsche eine "Mission impossible". Es ist praktisch unmöglich immer bei allen Artikeln lieferfähig zu sein. Dies führt dann zu noch höherer Lagerhaltung beim Kunden und das Problem schaukelt sich auf.
Zweck der UHF RFID Technologie ist es, dass man pünktlich mit nahezu 100% Vollständigkeit liefert.
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#6 UHF Transponder werden nicht codiert
Hier gibt es sehr irreführende Aussagen in der Branche. Fakt ist, dass ALLE UHF Transponder beschreibbar sind! (man braucht nur das Passwort vom Lieferanten).
Unter Codierung (eng. "encoding"; beschreiben) versteht man die permanente Beschreibung des Transponders mit der Artikelnummer (SGTIN) des Textilservice Unternehmens. Diese Nummer besteht aus einer weltweit eindeutigen Nummer für das Textilservice Unternehmen, der Artikelnummer (=GTIN, vormals EAN) und der Serialnummer (="S" von SGTIN) des einzelnen Teiles.
Problemstellungen mit nicht codierten Transpondern:
Genau um dieses Thema in der Branche zu lösen findet aktuell (Stand November 2019) ein Arbeitskreis Digitalisierung bei der DTV statt. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit wird die Codierung des Transponders mit einer SGTIN empfohlen.
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#7 Unzureichende Software für UHF
Viele Softwareinstallationen verfügen zwar über RFID UHF Module sind aber oft von der schieren Menge an Daten überfordert, ermöglichen nicht die Transparenz die möglich ist und haben durch einen Rucksack an 75.000 bisherigen Prozessabläufen eine intuitive Bedienung für den Anwender.
Ich hatte einmal den Luxus einen Tesla zu fahren. Der Unterschied zwischen Tesla als Elektroauto und anderen Modellen ist, dass Tesla von Grund auf für diesen Zweck konzipiert wurde und nicht den Balast des Designs von Verbrennungsmotoren mitschleppte. Ich öffnete vor ein paar Jahren die Motorhaube des Renault Zoe und man sieht, dass hauptsächlich nur die Art des Motors ausgetauscht wurde.
Das gleiche passiert bei der Wäschereisoftware. Die Prozesse können mit UHF Technologie. Einerseits können die Prozesse mit RFID deutlich vereinfacht werden und andererseits gibt es wichtige zusätzliche Anforderungen, die oft nicht erfüllt werden.
Mängel in einigen bestehender Software-Applikationen sind u.a.:
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#8 UHF einfach auf bestehende Prozesse aufsetzen
RFID UHF einfach im gleichen Ablauf mit Antennen im Wäscheeingang und im Expedit einzusetzen bewirkt, dass nur ein kleiner Teil des Potentials genutzt wird.
Fakt ist, dass zumindest in bei Mietwäschern, die im Pool arbeiten enorm viel Wäschekapital den Betrieb anfüllt.
Hohe Lagerbestände verursachen auch wesentliche Folgekosten:
Mit UHF Technologie kann der Bestand in der Produktion deutlich gesenkt und trotzdem die Lieferfähigkeit erhöht werden.
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#9 Kunden wird trotz RFID kein Schwund verrechnet
Im Gegensatz zur Mietberufskleidung wird von den meisten Wäschereien der Schwund an Textilien nicht oder nicht vollständig verrechnet. Viele Kunden erachten dies jetzt auch als ersessenes Recht.
Mängel bei der Einführung von RFID UHF Technologie bergen das Risiko, dass Kunden verunsichert werden.
Das Potential für die Schwundverrechung beträgt zwischen 1-5% des Umsatzes und ist daher ein wesentlicher Faktor!
Die Erfahrung zeigt, dass bei einer professionellen Einführung der Großteil der Kunden dafür Verständnis hat. Aber natürlich ist die Umsetzung beim Kunden auch eine mittelfristige Maßnahme.
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BONUS: UHF RFID wird nicht als Basis für ein neues Geschäftsmodell genutzt
Nur sehr wenige Wäschereien setzen RFID UHF als Basis für ein neues Geschäftsmodell ein.
Neben der bereits erwähnten Verbesserungen (Kunde braucht nicht zu bestellen, korrekte Lieferscheine, mehr Transparenz, Schwundverrechnung) gibt es neue Möglichkeiten im Marketing.
Bei der Mietberufskleidung werden hunderte und tausende verschiedene Artikel und Artikelgrößen verwaltet und ohne wesentliche Probleme als Dienstleistung angeboten.
UHF RFID bietet neue Möglichkeiten in der Verrechnung, Vertragsgestaltung und Zusammensetzung des Artikelstammes. Der Unterschied ist mindestens so groß wie zwischen Lohnwäsche und Mietwäsche.
Es ist ähnlich wie bei den Fluglinien, die vor 20 Jahren noch starre Preise hatten. Jetzt ist die flexible Preisgestaltung und der Verkauf von Zusatznutzen bereits Standard bei den Airlines. Wenn eine Fluglinie aber keine scheinbar günstigen Preise anbieten könnte, dann wäre sie heute nicht mehr im Geschäft.
Wenn man dies nicht durchdenkt, dann kann es sein, dass man eines Tages sehr alt gegenüber einem Mitbewerber dasteht, der die Technologie nutzt um eine moderne Dienstleistung anzubieten.
Die Gefahr ist in der Wäschereibranche noch größer als in anderen Industrien, da die Umstellungsphase bei einem Poolprozess mehrere Jahre dauern kann. Wenn man vom Mitbewerb auf dem linken Fuß erwischt wird, kann es zu spät sein.
Empfehlung
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