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Elis Hauptversammlung 30.6.2020 … Was bedeuten die Zahlen?

Am 30.6.2020 hat die Hauptversammlung von Elis SA online stattgefunden. Dieser Artikel analysiert die englische Präsentation aus der Sicht des Authors.

Grundsätzlich schätze ich die sehr gute Aufbereitung der Zahlen durch Elis und die sehr gute Transparenz des Konzerns. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen in der Branche werden bei Elis die Zahlen sehr offen präsentiert.

Ich schätze auch die unternehmerische Vorgehensweise des Managements von Elis und die hohe Banchenerfahrung. Grundsätzlich ist der Konzern für die Zukunft aufgrund des hohen Marktanteils sehr gut aufgestellt. Es gibt aber auch einige Aspekte, die ich kritisch sehe ... vielleicht auch aufgrund meines Hintergrundes.

Ich glaube von mir behaupten zu können, dass ich Geschäftsberichte sehr gut lesen kann und ich habe auch entsprechendes Hintergrundwissen aus der Branche. Trotzdem können auch mir Fehler passieren und manche Klassifizierung ist auch Geschmackssache.

Bitte einen Kommentar posten, wenn es unterschiedliche Meinungen zum Thema gibt. 

1. Video zum Artikel


2. Originaldokumente

Bis zum Verfassen dieses Artikels (6.7.2020) gibt es auf der offiziellen Seite von Elis https://fr.elis.com/en/group/investors-relations/regulated-information nur den Hinweis, dass die Hauptversammlung (HV) am 19. Mai 2020 stattfinden wird. Erst nach einer Suche stellt man fest, dass die HV auf 30.6.2020 verschoben wurde.

Auf Globeswire ist die offizielle Einladung zur AGM am 30.6.2020 zu finden: link

Am Anfang dachte ich, dass hier etwas im Busch ist und die HV kontroversiell sein könnte. Dies war nicht der Fall, sodass es sich wahrscheinlich um einen einfachen Lapsus handelt.

Elis publiziert - wie für die vergangenen HV´s - unter diesem Link die gesamten Dokumente.

Da ich leider nicht der französischen Präsentation folgen kann, basiert dieser Artikel ausschließlich auf dem folgenden Dokument: Notice of meeting GSM. Hier die Version des Dokuments mit meinen Anmerkungen: link

Geschäftsbericht von 2019: link

***UPDATE 31.7.2020 ***

Bericht zum Halbjahresergebnis: link

Präsentation zum Halbjahresergebnis: link


3. Zusammenfassung der Aussagen

3.1 IFRS-16 Auswirkung

Mit den neuen Richtlinien sind nun die Operating Leases neu klassifiziert. Das Leasing wird nun aktiviert, d.h. die AfA ist um ca. MEUR 70 gestiegen und das EBITDA hat sich somit auch erhöht.

Damit sind die Ergebnisse des Jahres 2019 um rund 2% besser dargestellt, wobei dies sicherlich die richtigere Darstellung ist, da es egal sein sollte, ob man Anlagen auf Kredit kauft oder per Operating Leasing least.

Da dies das erste Jahr mit kapitalisierten Operating Leases ist, gibt es noch keine Abbildung der neuen Leasingverträge bzw. der Investitionen im Cash Flow Statement. Es kann aber auch sein, dass mir hier ein Fehler unterlaufen ist.

3.2 Aktuelle Situation

  • Keine neuen Aussagen über die Presseaussendung vom 28. April , Update 31. März ein Video dazu:  link
  • Keine Prognose über die Ergebnisse des Jahres 2020
  • Keine abgeschlossenen Kaufverträge (M&A), d.h. Haber und Central Laundry in England sind die letzten Aufkäufe.
  • Der aktuelle Aktienkurs ist noch immer -40% relativ vor der COVID-19 Krise (Im Gegensatz zu Cintas und Unifirst in Amerika, bei denen sich der Kurs schon fast ganz erholt hat.)Elis SA Chart

3.3 Aussagen zum Geschäftsbericht 2019

4,7% Wachstum, davon 3,3% organisch

  • Südamerika war mit 7,1% großteils organischem Wachstum und Südeuropa mit 11,2% insgesamt bzw. 7,4% organisch waren der Spitzenreiter.
  • Skandinavien 3,7% organisch, Frankreich 3,2% organisch
  • Zentraleuropa: 2,8% organisch aufgrund von Polen und Niederlande. Deutschland hatte nur 1,5% oranisches Wachstum aufgrund von Industrie und Gewerbe.
  • GB und Irland sind mit -1,2% die Nachzügler aufgrund des Verlustes eines Großauftrages. 

Die Marge und Verschuldung ist gleichgeblieben:

  • EBITDA Marge von 33,6% ist 2018 auf 2019 gleichgeblieben. (Verbesserung nur durch geänderte Richtlinien)
    3,3% organisches Wachstum insgesamt
  • Frankreich und Skandinavien sind mit 38% und 38,7% extrem gut, wobei sich Frankreich etwas verbessert und Skandinavien leicht verschlechtet hat.
  • Zentraleuropa (inkl. Deutschland) hat sich um ein Prozent verschlechtert (!) von 30,6% auf 29,6% (vor IFRS 16)
  • Free Cash Flow ist nur leicht gestiegen von MEUR 154 auf MEUR 248 gestiegen, wobei man zu den MEUR 154 im Jahr 2018 noch ca. MEUR 70 aufgrund der Umstellung der Klassifizierung der Operating Leases hinzurechnen muss. D.h. die tatsächlich Steigerung ist ca. MEUR 20-30.
  • Verschuldung ist gleichgeblieben: MEUR 3 372 oder das 3,2-fache des EBITDA (Cash flow vor Textilem Einkauf)
    Frankreich und Skandinavien sind die Cash Cow
    Keine Aussage zur Kundenfluktuation

Aussage zu Deutschland:

  • Nur 1,5% organisches Wachstum, in erster Linie aufgrund von Kunden im Bereich "Workwear" (Industrie und Gewerbe)
  • Der Markt ist fragmentiert und es werden nicht alle Kostensteigerungen durch die Branche an die Kunden weitergeben - insbesondere im Gesundheitswesen. Dies führt zu einem Rückgang der Ergebnisse.

Wäscheeinkauf konstant bei 13,3%

  • dies ist mit einem Anteil von 29% Mietberufskleidung und 3,3% organischem Wachstum ein sehr guter Wert.

Elis investiert 9,0% vom Umsatz - ein nachhaltiges Budget

  • MEUR 222,5 in Gebäude und Anlagen etc.
  • MEUR 74 das mit Operating Leasing finanziert ist.
  • Mit diesem Betrag ist, insbesondere mit der Einkaufsmacht, sicherlich die Nachhaltigkeit gegeben.

4. Diskussion der Kennzahlen

4.1 EBITDA Marge offiziell 33,6% vs. 32,5% aus dem Geschäftsbericht

  • Der CF vor Finanzierung betrug MEUR 1 067 oder 32,5% vom Umsatz (Geschäftsbericht 2019, Seite
  • Das ausgewiesene EBITDA beträgt 33,6%. Die Differenz von MEUR 35 kommt von "Nicht-wiederkehrenden Kosten" und Kosten für Käufe und Verkäufe" (Seite 15 des GSM Berichts) 
    Offensichtlich werden Kosten für Unternehmenskäufe etc. rückgerechnet. Dies ist aber im Fall von Elis problematisch, da dies nicht einmalig, sondern ein Teil des Geschäftsmodells ist. (Vgl. 3.2 des Geschäftsberichts.)

4.2 Free Cash Flow

Free Cash Flow heißt in diesem FAll "Free Cash Flow to Equity", d.h. das Geld, dass nach allen Ausgaben inkl. Steuern, Zinsen etc. für Dividenden oder Rückzahlungen von Bankverbindlichkeiten verfügbar ist.

Für 2019 werden MEUR 247,5 (7,5% vom Umsatz) Free Cash Flow ausgewiesen. Dies ist ein beachtlicher Wert.

Leider ist in diesem Free Cash Flow auch nicht alles berücksichtigt. Es fehlen:

  • MEUR 53,2 für Unternehmenskäufe. Elis hat für MEUR 83,2 Unternehmen gekauft und für MEUR 30 verkauft. Die Unternehmeskäufe sind normales Tagesgeschäft von Elis und daher nichts außerordentliches.
  • MEUR 74,2 (vgl. Seite 43 Geschäftsbericht) - neues Operating Leasing. Wenn nach IFRS 16 das Operating Leasing kapitalisiert werden muss, dann sollte auch die Ausgabe für den Kauf der Leasing Güter als Investition im Cash Flow ausgewiesen werden.
    (Anmerkung: ich habe keine Ausgaben für "Right of Use Assets" und auch keine Einnahmen für die Zahlung aus diesen Verträgen. Auf Seite 10 des Geschäftsberichts wird der Wert des Operating Leasing berechnet und auf Seite 43 die Transaktionen um zum Bilanzierungswert von MEUR 411,4 zu gelangen.
    Falls das neue Operating Leasing in den Investitionen inkuldiert sein sollte, ist meine Anmerkung falsch)
  • MEUR 20 für "Sonstige Cash Flows von Finanzierungsgeschäften" ... Dies ist ebenfalls eine jährliche Ausgabe, die offensichtlich zum Finanzierungsmodell gehört.

Nach dieser Berechnung beträgt der Free Cash Flow MEUR 100,1 (3,1% vom Umsatz) bzw. MEUR 174,3  (5,3% vom Umsatz) wenn man das Operating Leasing nicht rückrechnet.

Der Free Cash Flow ist somit nicht sehr imposant, da MEUR 81 in Dividenden und eine allfällige Reduktion von Bankverbindlichkeiten damit finanziert werden muss.

5. Persönliche Kommentare

5.1 Elis ist grundsätzlich sehr gut positioniert

  • 32,5% EBITDA in der Gruppe
  • Marktführerschaft in fast allen Ländern in denen Elis tätig ist.
  • Sehr starke Kompetenz in M&A
  • Sehr gutes Verständnis des Geschäfts

... die Herausforderung ist die Altlast an Finanzierungen und rund 9% vom Umsatz Finanzierungskosten (MEUR 150 Zinsen, MEUR 86 Dividende, MEUR 70 Steuern, MEUR 20 Sonstige Finanzierungskosten)

5.2 Strategische Ziele: durchwachsene Performance


5.3 Aktueller Cash Flow zu gering für eine Entschuldung oder Marktkonsolidierung

Da die Aktionäre jedes Jahr eher mehr als keine Dividende wollen, kann man folgende Aussagen treffen:

  •  MEUR 50 Unternehmenszukäufe können aus eigener Kraft getätigt werden. Da Elis in den vergangen Jahren durchschnittlich das 1,7-fache des Umsatzes bezahlte, bedeutet dies rund MEUR 30 zusätzlichen Umsatz oder 1% Wachstum von Elis bzw. 0,25% mehr Marktanteil.
    Ohne zusätzliches Eigen- oder Fremdkapital, Verbesserung der Marge oder höherem organischem Wachstum kann Elis somit nicht den Markt konsolidieren.
  • Entschuldungskapazität:
    Elis benötigt - wenn die Ergebnisse und die Dividenden gleichbleiben - rund 32 Jahre um das Unternehmen zu entschulden.
    Der große Rucksack an Fremdkapital ist somit ein Risiko, da die Finanzierungssituation sich in den nächsten 10-20 Jahren auch vollständig ändern kann. (höhere Zinsen für Unternehmen, Herausforderungen bei Refinanzierung von Schuldscheinen)
  • Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, warum der Aktienkurs vor COVID-19 sich nicht gut entwickelt hatte:Elis SA Chart

5.4 Kaum Aussagen zur Kundenfluktuation

  • Einzige Aussage, dass sich die Kundenfluktuation in Frankreich verbessert hat.
  • Geschäftsberichte anderer Unternehmen berichten über diese Kennzahl.
  • Die Kundenfluktuation - insbesondere bei aufgekauften Unternehmen - ist aber wahrscheinlich ein Hauptproblem.

5.5 Benchmarking wichtig

Folgende Kennzahlen sind wichtig für das Benchmarking mit Elis:

  • 3,5 bzw. 5,3% Free Cash Flow - Wichtig ist, was im Schnitt der letzten 3-5 Jahre vom Umsatz netto-netto an Geld für den Eigentümer und Reduktion von Fremdkapital übrig bleibt.
  • 32,5 % Operativer Cash Flow
  • 13,3% Textiler Einkauf
  • 9% Investitionen
  • 3,3 % Organisches Wachstum

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Als Unternehmensberater bei LeanLaundry in der industriellen Wäschereibranche konzentriere ich mich darauf, Unternehmern im Textilservice dabei zu helfen, ihr Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben und in einem wettbewerbsintensiven Markt erfolgreich zu sein.

Mit über 25 Jahren Managementerfahrung in der Textildienstleistungsbranche verfüge ich über umfassende Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Lean Management, Strategie und Marketing, UHF-RFID-Technologie, M&A und Controlling sowie Projektmanagement.

Meine Aufgabe ist es, meine Kunden dabei zu unterstützen, die Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu ergreifen, die sich nach der Krise ergeben.


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